Der Studienkurs fand über insgesamt vier Semester statt. Nach jedem Semester wurde eine Lehrevaluation durchgeführt, auf Basis derer sowie durch Reflexion der Lehrpersonen eine Überarbeitung des Seminarkonzepts stattfand. Durch diese stetige Überarbeitung konnten einzelne Schwerpunkte herausgearbeitet, die Inhalte präzisiert und das Zusammenspiel und Ineinandergreifen der Perspektiven aus Psychologie und Sportpädagogik verbessert werden. Aufgrund unterschiedlicher Denktraditionen und fachspezifischer Literatur ist Letztgenanntes keine Selbstverständlichkeit und ein Markenzeichen des hier präsentierten Studienkurses. Überdies wurden von den Kursteilnehmer:innen folgende didaktischen Elemente besonders positiv hervorgehoben:
- Auseinandersetzung mit der Biografie von Spitzensportler:innen:
Durch die freie Auswahl einer Spitzensportlerin bzw. eines Spitzensportlers konnte dies stark interessengeleitet erfolgen und wirkte so motivierend. Nicht selten haben Kursteilnehmer:innen hier eine:n Spitzensportler:in einer persönlich bevorzugten Sportart gewählt. Entsprechend bestand ein hoher Bezug zur eigenen Lebenswelt der Kursteilnehmer:innen und die Faszination an der Spitzenleistung war bei den Präsentationen beobachtbar.
- Die eigene Erprobung eines verbreiteten Testverfahrens (Deutscher Motorik-Test 6–18, DMT 6–18):
Die eigene Durchführung des DMT 6–18 bereitete den Kursteilnehmer:innen große Freude. Die sich anschließende Diskussion zur Güte des Tests durch Impulsfragen zur Objektivität, Reliabilität und Validität durch die Dozierenden erwies sich als geeignet, einerseits Stärken und Grenzen der Aussagekraft des Testergebnisses zu reflektieren und andererseits die genannten Testgütekriterien vertieft zu verstehen. Eindruck der Dozierenden war, dass den Kursteilnehmer:innen deutlich wurde, dass die Erstellung eines Diagnoseinstruments mit hoher Güte für die Identifikation sportlichen Talents herausfordernd ist.
- Hospitation an einer Schule mit sportbezogenem Schwerpunkt:
Weiterhin wurde die Hospitation an einer Schule mit sportbezogenem Schwerpunkt von den Kursteilnehmer:innen als besonders positiv hervorgehoben. Die wenigsten Kursteilnehmer:innen kannten beispielsweise das Schule-Sport-Verbundsystem im Vorfeld und konnten dieses so sehr praxisnah erleben. Die Kontrastierung der eigenen Hospitationserfahrung mit Good Practice Beispielen und mit den Erfahrungen der Kursteilnehmer:innen erwies sich als besonders geeignet, Handlungswissen zur Gestaltung von Sportunterricht zu erwerben, so der Eindruck der Dozierenden.
- Rückgriff auf eigene Erfahrungen der Kursteilnehmer:innen:
Es zeigte sich, dass auch Kursteilnehmer:innen mit eigenen leistungssportlichen Erfahrungen am Studienkurs teilnahmen. Sehr geschätzt wurde auch, wenn diese Kursteilnehmer:innen ihre eigenen Erfahrungen verstärkt einbringen konnten, da dies die einzelnen Themen „lebendiger“ werden ließ, so die Rückmeldung der Kursteilnehmer:innen. Auch die Lehrenden erlebten diese subjektiven Erfahrungen als bereichernd, allerdings ist es wichtig, diese mithilfe der theoretischen Modelle und Erkenntnisse einzuordnen.
Ergänzend hierzu bewährten sich aus Sicht der Lehrenden folgende weitere didaktische Elemente:
- Die Präsentation der Lehrziele und die kurze Erläuterung der Lehrmethodik zu Beginn jeder Sitzung. Im Sinne eines Advanced Organizers begünstigte dies die Fokussierung auf die Lehrziele und begünstigte Transparenz und Struktur der Vorgehensweise. Auch die Demonstration eines Beispielportfolios zu Beginn des Studienkurses hat sich bewährt, um den Kursteilnehmer:innen zu veranschaulichen, wie die Prüfungsleistung aussehen kann. Das Video zum Einstieg in den Studienkurs weckte Interesse bei den Kursteilnehmer:innen, auch wenn dadurch die eine der beiden Perspektiven auf Begabungsförderung stärker betont wird.
- Nach den Vorstellungen der Motivationsmodelle (siehe Kapitel 3) sollte eine kurze Zwischendiskussion im Plenum stattfinden, um diese kritisch zu reflektieren und das Verständnis der Kursteilnehmer:innen zu überprüfen. Es zeigte sich, dass Vorwissen der Kursteilnehmer:innen zu Motivation und instruktionaler Qualität aus einführenden Lehrveranstaltungen bekannt ist und zur Aktivierung und Erweiterung dieses Wissens ein Unterrichtsgespräch besser geeignet ist als ein Vortrag durch die Lehrenden. Dennoch sollte auf eine Visualisierung theoretischer Modelle geachtet werden, da die Kursteilnehmer:innen unterschiedlich gut auf ihr Vorwissen zu Lern- und Leistungsmotivation zugreifen konnten.
- Bei den diagnostischen Testverfahren allgemein und beim Deutschen Motorik-Test 6–18 (DMT 6–18) im Besonderen war die Reflexion der Stärken und Schwächen wenig kritisch. Eine stärkere Anleitung der Kursteilnehmer:innen hierbei mittels Fokussierung auf die Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität war wertvoll, um eine tiefergehende Reflexion anzuregen. Auch der Impuls, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen analog eingesetzten Testinstrumenten (z. B. Paderborner Vielseitigkeitstest) zu betrachten, erwies sich als unterstützend hierbei. Analog dazu zeigte sich, dass die Präsentationen zu den Hospitationen anfänglich sehr deskriptiv waren. Vorgaben zur Struktur und Anregungen zur Reflexion (z. B. Impulsfragen) bewährten sich, auch um die Erfahrungen aus den Hospitationen stärker theoretisch rückzubinden.