Studienkurs "Bildungssprache als Herausforderung"

Abschlussresümee

Zum Abschluss werden hier die persönlichen Eindrücke zusammengetragen, die uns nach der dreimaligen Durchführung des Studienkurses wichtig sind.

Umfang des Kurses (verschiedene Bausteine)

Die Veranstaltung umfasst vier Semesterwochenstunden. Damit ist es möglich, den Kurs mit umfangreichen Praxisphasen (Übungen) zu gestalten. Dennoch haben wir in den drei Kursen, die wir durchgeführt haben, nie alle Bausteine in dem vorgestellten Umfang durchgeführt. Vielmehr war es so, dass wir zweimal einen stärkeren Fokus auf die Fördermaterialien (Baustein 5) gelegt haben und einmal auf den sprachsensiblen Unterricht (Baustein 6). Die jeweilige Schwerpunktsetzung kann also von den Dozenten:innen angepasst werden. Das Material der einzelnen Sitzungen reicht in den meisten Fällen für mehr als die angegebene Sitzungsanzahl.

Die Verknüpfung von Lern- und späterem Handlungsfeld hat sich im Verlauf der Veranstaltungen als sehr positiv herausgestellt. Aus den Rückmeldungen der Studierenden lässt sich erschließen, dass sie den Kurs zum Teil als anstrengend, aber auch bereichernd mit Blick auf ihre zukünftigen Tätigkeiten empfunden haben.

Zu Beginn des Kurses berichteten viele Studierende von keinem bis sehr wenig Kontakt zu Kindern und Jugendlichen, die mit der deutschen Sprache noch nicht so vertraut sind. Umso wichtiger ist es, nicht nur im Seminar über theoretische Herangehensweisen zu sprechen, sondern den direkten Kontakt zu Schüler:innen mit nicht-deutscher Herkunft herzustellen und die praktische Durchführung beispielsweise von Sprachstandsdiagnoseverfahren zu erproben. Zu diesen Überlegungen passt folgende Rückmeldung einer Studentin, die an der Veranstaltung teilgenommen hatte: „Was sehr schön war, waren die Besuche in der Mittelschule in Landsberg. Das Studium ist im Allgemeinen viel zu theoretisch aufgebaut. In diesem Seminar Einblicke in die Praxis zu bekommen, war eine Bereicherung für mich und mein ganzes Studium.“

Bei der Arbeit mit einer Schulklasse im Kurs ist der gute Kontakt zur Klassenlehrkraft eine wichtige Voraussetzung. Die Lehrkraft sollte die Zusammenarbeit mit dem Universitätsseminar aktiv unterstützen. Sie ist diejenige Person, der die Schüler:innen vertrauen. Zudem kennt sie ihre Schüler:innen am besten und kann somit auch gut eine Brücke zwischen Studierenden und Schüler:innen bauen. So entsteht ein Vertrauen zu den Studierenden. Erfahrungsgemäß freuen sich die Schüler:innen über den „Besuch“ und die zusätzliche sprachliche Unterstützung, die sie in der Einzelbetreuung durch Studierende erfahren.

Für eine gelingende Kooperation ist zudem eine frühzeitige Kontaktaufnahme zur Schule und Klassenleitung wichtig. Auf diese Weise können beispielsweise Termine abgestimmt und der zusätzliche Raumbedarf geklärt werden.

Das forschende Lernen wurde aus Zeitgründen im Kurs nicht mit den Studierenden auf einer Metaebene reflektiert. So wurde zwar der „Forschungsprozess“ durchlaufen, dieser jedoch nicht explizit mit den Studierenden besprochen und reflektiert. Je nachdem, wo die Schwerpunkte der Veranstaltung liegen, könnte dieser Aspekt weiter ausgebaut werden.

Die Tandemlehre zwischen zwei Universitätsdozent:innen aus verschiedenen Bereichen haben wir, aber auch die Studierenden, als sehr bereichernd erlebt. So lautet eine Rückmeldung der Studierenden: „Durch zwei Dozenten lernt man viel mehr, weil man nicht nur eine Sichtweise vermittelt bekommt.“ In diesem Manual sind folgende zwei Blickwinkel eingeflossen: zum einen ein allgemein pädagogischer Ansatz, zum anderen der Vertiefungsschwerpunkt Deutsch als Zweitsprache. Falls es nicht möglich sein sollte, diesen Kurs in Tandemlehre anzubieten, können mit Hilfe des Manuals verschiedene Perspektiven abgedeckt werden.

Die Tandemlehre mit einer Seminarleiterin/einem Seminarleiter ist ebenfalls als sehr positiv zu bewerten. So passiert hier fast automatisch ein Austausch über Inhalte, Sichtweisen und Erwartungshaltungen. Wichtig für eine gelungene Kooperation ist jedoch eine gute persönliche und fachliche Passung. Sowohl Dozent:innen als auch Seminarleiter:innen sollten ähnliche Ziele mit der Kooperation verfolgen. Es sollte Übereinstimmung über die Inhalte der gemeinsamen Seminartage bestehen. Auch ist das Zusammentreffen so zu gestalten, dass Studierende und Lehramtsanwärer:innen gleichermaßen davon profitieren. Organisatorisch sind Termine und Gespräche zu Inhalten etc. auch hier sehr frühzeitig durchzuführen, damit sowohl von Seiten der Universität als auch von Seiten der Lehramtsanwärter:innenseminare die Treffen entsprechend eingebaut werden können (’ Abb. 9).

In einer Reflexion zur Einheit des Universitäts- und Lehramtsanwärter:innenseminars in der Schule wird die Zusammenarbeit als „Win-Win-Win-Win“ von einem Lehramtsanwärter dargestellt. Dies lässt sich wie folgt erklären:

Zum einen profitieren die Studierenden von den praktischen Erfahrungen der Seminarist:innen, zum anderen lernen die Lehramtsanwärter:innen vom fundierten theoretischen Wissen sowie den ersten Erfahrungen der Studierenden im Umgang mit Deutsch als Zweitsprache-Schüler:innen im Unterricht. Abbildung 15 fasst diese Aspekte noch einmal zusammen und veranschaulicht das ausgewogene Verhältnis.

Die weiteren Win-Wins erfolgen dadurch, dass die Schüler:innen in den Genuss kommen, für sie persönlich zugeschnittenes Fördermaterial zu erhalten. Die Lehrkraft wiederum erhält passgenaues Fördermaterial und neue Anregungen für den eigenen Unterricht. Während der Übungstage, welche die Studierenden in einer Klasse verbringen, werden die Schüler:innen entweder einzeln oder in kleinen Gruppen betreut.

Grafik: Perspektiven und Lerngelegenheiten für Studierende und Lehramtsanwärter:innen
Abb.: Perspektiven und Lerngelegenheiten für Studierende und Lehramtsanwärter:innen

Selbstverständlich profitieren auch die Studierenden von den Lehrenden. Mittels Nachfragen holen sich die Studierenden weitere Informationen über den oder die Schüler:in ein.

Wir konnten mit dieser Zusammenarbeit sehr gute Erfahrungen sammeln, auch wenn nicht zu verschweigen ist, dass der organisatorische Aufwand höher ist als bei einem „normalen“ Universitätsseminar.