Studienkurs "Bildungssprache als Herausforderung"

Der Studienkurs auf einen Blick

Im Folgenden werden zunächst die „ Kompetenzen, welche die Studierenden im Kurs erwerben, dargestellt. Die Kurzbeschreibung des Kursangebots bietet eine kurze Einführung in die Themen Sprachbildung, Sprachförderung und sprachsensibler Unterricht.

Kompetenzen

  • Die Kursteilnehmer:innen sind in der Lage, das Werkzeug „Sprachbiographie“ anzuwenden.
  • Die Kursteilnehmer:innen sind in der Lage, Merkmale/Kennzeichen (sprachlicher) Heterogenität zu identifizieren.
  • Die Kursteilnehmer:innen sind in der Lage, theoretisch erarbeitete Heterogenitätskonzepte auf den Unterricht zu beziehen.
  • Die Kursteilnehmer:innen sind in der Lage, die Begrifflichkeiten der Fach- und Bildungs­sprache zu unterscheiden und diese im Kontext Unterricht zu verorten.
  • Die Kursteilnehmer:innen sind in der Lage, verschiedene Sprachstandsdiagnose­verfahren anzuwenden und kritisch zu reflektieren.
  • Die Kursteilnehmer:innen sind in der Lage, Fördermaterialien reflektiert einzusetzen und selbst zu erstellen.
  • Die Kursteilnehmer:innen sind in der Lage, Unterricht zu planen, der eine durchgängige Sprachbildung berücksichtigt.
  • Die Kursteilnehmer:innen wissen um verschiedene sprachliche Register und setzen diese bei der Planung von Unterricht um.

Damit erwerben die Studierenden Professionswissen in folgenden Bereichen:

Pädagogisches Wissen: Prinzipien der Unterrichtsplanung unter Berücksichtigung eines weit auseinander divergierenden Sprachstandes, Prinzipien der individuellen Diagnose und Förderung, Hetero­genitätsfaktoren, Möglichkeiten der Differenzierung und eines adaptiven Unterrichts.

Fachwissen: grundlegende Begrifflichkeiten im Bereich Deutsch als Zweitsprache[1] (z. B. Fach- und Bildungssprache), Stolpersteine in Grammatik und Wortschatz der deutschen Sprache für Deutsch als Zweitsprache-Lerner:innen, Instrumente zur Er­hebung des Sprachstands, Qualitätsmerkmale eines sprachsensiblen Unterrichts, durchgängige Sprachbildung.

Fachdidaktisches Wissen: Durchführung von Diagnose und Förderung im DaZ-Bereich, Umsetzungsmöglichkeiten eines sprachsensiblen Unterrichts und einer durchgängigen Sprachbildung, Berücksichtigung der unterschiedlichen sprachlichen Niveaus in der Planung des Unterrichts.

Überzeugungen/Werthaltungen, motivationale Orientierungen und selbstregulative Fähigkeiten gewinnen die Studierenden insbesondere dadurch, dass der Kontakt mit Schüler:innen aus dem DaZ-Bereich hergestellt wird. Sie lernen zum einen Schüler:innen aus verschiedenen Ländern näher kennen, zum anderen probieren sie sich selbst in einem transkulturellen Umfeld aus, werden sicherer im Umgang mit sprachlich heterogenen Kindern und Jugendlichen und überdenken möglicherweise bestehende Vorurteile. Sollte keine Kooperationsklasse zur Verfügung stehen, gibt es über authentische Videomaterialien die Möglichkeit, ein Gespür sowie ein Verständnis für DaZ-Lerner:innen aufzubauen.

Kurzbeschreibung des Kursangebots

Im vorliegenden Kurs „Bildungssprache als Herausforderung für mehrsprachige Schüler:innen“ stehen die inhaltlichen Bereiche der Sprachstandsdiagnostik, der Sprachförderung der Schüler:innen sowie des sprachsensiblen Unterrichts im Fokus. Der Gesamtkurs setzt sich zusammen aus einem wöchentlichen Seminar an der Universität und einem Praxisteil (im Folgenden: Übung) nach Möglichkeit an einer Schule oder mit medial aufbereitetem Video- und Audiomaterial.

Im Kurs werden die angehenden Lehrkräfte in vielfältiger Art und Weise auf die zukünftigen und breit gefächerten Herausforderungen im Bereich Vermittlung von Bildungssprache vorbereitet. Neben der Implementierung von Unterrichtvideos in die Seminarsitzungen und dem Austausch mit angehenden Lehrer:innen aus der zweiten und dritten Phase sammeln die Studierenden auch eigene Erfahrungen in einer Schulklasse.

Der Kurs basiert auf der Theorie von Bildungssprache nach Gogolin und Lange (2011)und der Erkenntnis, dass diese Bildungssprache für das Lernen der Schüler:innen zentral ist, dass jedoch zugleich der Erwerb der Bildungssprache im Unterricht nur selten zum Lerngegenstand wird (Feilke 2012).

Oft fällt es schwer, den Schritt vom Sprachgebrauch Deutsch, wie er im Alltag ausreichend ist, hin zur Bildungssprache zu meistern, wie er im Zusammenhang mit dem Lehren von fachlichen Inhalten in der Schule nötig ist.

Als Lehrkraft gilt es, den Spagat zwischen der Vermittlung von Sprache und von Sachinhalten, inklusive des entsprechenden Fachvokabulars, zu meistern. Oder, wie Leisen die Verknüpfung darstellt: „Sprache ist […] der Schlüssel (auch) für einen gelingenden Fachunterricht.“ (Leisen 2013: 3)

Um die Lernvoraussetzungen der Schüler:innen an den Unterricht anpassen zu können, ist es zunächst notwendig, den Sprachstand zu diagnostizieren. Hierzu lernen die Studierenden im Seminar Werkzeuge kennen, wie zum Beispiel die ‚Sprachbiographie‘, das ‚Mündliche Erzählen‘ oder einen Hörverstehenstest (vgl. Junk-Deppenmeier, Jeuk 2015). Eine Auswahl davon führen die Studierenden im Übungsteil des Seminars mit einigen Schüler:innen durch. Zentraler Aspekt hierbei ist die Reflexion der Praxis­tauglichkeit der Werkzeuge[2].

Als nächster Schritt folgt die Erarbeitung eines Konzepts zur Sprachförderung der Schüler:innen. Die Studierenden begleiten die sprachliche Entwicklung eines Schülers oder einer Schülerin während eines Semesters und entwickeln eigenständig Fördermaterialien, welche auf ihre Praktikabilität überprüft und reflektiert werden. Das Seminar bietet die Möglichkeit, die Themenbereiche Diagnose und Förderung fundiert theoretisch zu erarbeiten. Im Fokus des Seminars steht die Verknüpfung von Theorie und Praxis. So kann beispielsweise das Wissen über Sprachstandsdiagnostik und Förderung direkt in ein Handeln übergehen.

Ebenfalls im Kurs angesiedelt ist die Entwicklung und Durchführung eines sprachsensiblen Unterrichts für eine sprachlich heterogene Klasse. Vor dem Hintergrund einer theoretischen Fundierung gestalten die Studierenden diesen Unterricht gemeinsam. In der anschließenden Erprobung in der Klasse wird diese Planung dem Praxistest unterzogen.

Der konzipierte Kurs stellt einen Beitrag zu einer innovativen Lehrkräftebildung dar:

  • In inhaltlicher Hinsicht gibt der Kurs eine Antwort auf den Umgang mit zunehmender sprachlicher Heterogenität in Regel- und Deutschklassen[3].
  • In forschungsmethodischer Hinsicht erweitern die Studierenden ihr Handlungs­spektrum durch die Einbindung von forschendem Lernen und werden für sprachliche Hetero­genität sensibel.
  • In unterrichtsmethodischer Hinsicht lernen Studierende und Lehramtsanwär-ter:innen von- und miteinander. Dies betrifft in besonderem Maße reguläre Kurssituationen und Unter­richtssituationen in sprachlich heterogenen Klassen. Ein weiterer Beitrag zur innovativen Lehrer:innenbildung liegt in der Implementierung von Videovignetten in den Kurs.

[1]  Im Folgenden DaZ.

[2]  Nähere Ausführungen dazu befinden sich in den Kapiteln zu den einzelnen Bausteinen des Kurses.

[3]  In Deutschklassen werden in Bayern Schüler:innen ohne oder mit geringen Kenntnissen in der deutschen Sprache unterrichtet. Bei entsprechendem Lernfortschritt werden die Schüler:innen in eine ­Regelklasse integriert.